Bei mir ist es zu Weihnachten Tradition jedes Jahr am 23. Dezember auf den Dachboden zu klettern und unseren „Baumfreund“ aus seiner Verpackung zu holen, die 3 Teile in die er zerteilt ist, zusammen zu setzen und dann, mit einem Gläschen Wein oder Glühwein bewaffnet, die künstlichen Tannenzweige so lange zurecht zu ziehen und zu biegen, bis optisch das Bestmögliche aus dem 2,20 m hohen und mindestens 2 m durchmessenden Weihnachtsbaum raus zu holen.
Doch muss ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich einen künstlichen anstatt eines echten Baums schmücke?
Laut Nabu kommen
von den rund 30 Millionen in Deutschland verkauften Weihnachtsbäumen „…“gut 90 Prozent auch aus Deutschland – allerdings meistens aus eigens angelegten Weihnachtsbaumkulturen. Auf den Plantagen wird in der Regel kräftig gespritzt und gedüngt: Insektizide gegen Rüsselkäfer und Läuse, Herbizide gegen konkurrierendes Gewächs und Mineraldünger für einen gleichmäßigen Wuchs und für eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln.“
Der NABU empfiehlt daher als Alternative
Öko-Bäume, aber auch Bäume aus dem regionalen Forst. Sie können ohne schlechtes Gewissen gekauft werden…
Die dort gekauften Weihnachtsbäume sind eine gute Alternative zu stark gespritzten und gedüngten Weihnachtsbaumplantagen. Auch der kurze Transportweg wirkt sich positiv auf die Ökobilanz der Bäume aus.
Warum nicht auch bei den Weihnachtsbäumen auf das Öko-Siegel achten?
Der NABU empfiehlt:
ökologisch bewirtschaftete Weihnachtsbaumkulturen, die man an dem FSC-, Naturland- oder Bioland-Siegel erkennt. Während Bioprodukte im Nahrungsmittelsektor aus den Produktpaletten nicht mehr wegzudenken sind, fristet der ökologische Weihnachtsbaumanbau leider noch ein Schattendasein. Eine bundesweite Liste der Anbieter von Öko-Weihnachtsbäumen gibt es bei Robin Wood.
Das Studium der Liste ergab für Berlin, dass es in 2016 insgesamt 6 Verkaufsplätze gibt, wo ökologische Weihnachtsbäume mit Siegel verkauft werden. Einer sogar in relativer Nähe in Spandau. Nun bleibt also noch die Entscheidung für dieses Jahr – Öko-Baum kaufen oder auf Dachboden steigen?
Australische Wissenschaftler sollen ermittelt haben, dass man mindestens 17 Jahre lang die gleiche Plastiktanne aufstellen muss, um auf eine bessere Energiebilanz zu kommen, als jedes Jahr eine neue, echte Tanne zu verwenden. Wohl nicht zuletzt deswegen, weil ein Baum zu seiner Lebenszeit (meistens ca. 8-15 Jahre, bis er im Wohnzimmer landet) Kohlendioxid bindet, während die Produktion des Kunststoffbaumes nur jede Menge CO2 freisetzt. Die Variante mit dem künstlichen Baum geht also tatsächlich nur dann auf, wenn man den ein einziges Mal kauft und dann für den Rest seines Lebens nutzt (drastisch formuliert).
Das heißt – ich darf ohne schlechtes Gewissen meinen Baum weiter aufstellen, der mich in den letzten 29 Jahren bei diversen Umzügen, Auslandsaufenthalten und über mehrere Beziehungen und Haustiere begleitet hat und im diesem Jahr demnach zum 30. Mal aufgestellt wird und daher zum Jubiläum einige neue Kugeln (äh – sind die eigentlich ökologisch?) verehrt bekommt.
Vielleicht gibt es nächstes Jahr dann einen echten? Obwohl kann ich das meinem langjährigen Begleiter antun?
Quellen:
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/feste-feiern/weihnachten/01888.html
http://www.greenspy.de/weihnachtsbaum-tanne-fichte-kiefer-oder-kunststoff-plastik-christbaum/395/